»Das Dekor bewahrt fehlerhaftes Geschirr vor der Vernichtung und erzeugt zusätzlich einen semantischen Mehrwert – Produkt als Botschaft und Botschaft als Produkt. Es stellt die Frage nach der Warenästhetik des Gebrauchs an sich und der Rolle von Design bei der Prägung möglicherweise überholter Wertvorstellungen. LÜCKE dringt damit gestalterisch in Bereiche vor, die der Ökologie bisher fremd waren.«

Prof. em. Günter Horntrich

Drei Fragen an Susann Paduch

Wie ist die Idee zu LÜCKE-Geschirr entstanden?
Die Idee zum LÜCKE-Geschirr entstand aus persönlichem Interesse: Das B-Ware-Porzellan vom KAHLA Werksverkauf in der Hand, habe ich mich gefragt, was das jeweilige Ausschusskriterium an jedem Teller und jeder Schüssel gewesen sein könnte. Durch das Wissen um produktionsbedingte Schwankungen und eigene Material- und Prozesserfahrungen konnte ich die meisten Phänomene zuordnen und fing an zu überlegen, wie man Kennzeichnung und Erklärung dieser Effekte auf das Produkt bringen kann.

Was war Ihr persönlicher Höhepunkt im Entwicklungsprozess von LÜCKE-Geschirr? Gab es einen Tiefpunkt?
Wiederkehrender Höhepunkt für mich war, eine kleine Schüssel, welche von besonders vielen, sehr eindeutigen "Fehlern" geprägt ist, zu finden, mit entsprechend vielen Etiketten zu dekorieren und sie im Restaurantbetrieb als das besondere Exemplar auf einem Tisch wiederzuentdecken. Ein kleiner Dämpfer war, dass die Fehlerphänomene "Glasurpunkte" - winzige Vertiefungen in der Glasur - beim Einbrennen der Dekore zum Teil wieder verschwunden sind und damit das markierende Etikett obsolet machten.

Wo sehen Sie Ihr Projekt in den nächsten fünf Jahren?
Das Dekor-Design sähe ich gern in Produktion und zugleich als Startpunkt und Türöffner für weiterführende Produktideen, die sich gemeinsam mit Porzellan fertigenden Unternehmen entwickeln ließen.