Lust auf Mobilitätswende
Fahren die Menschen Fahrrad und lassen ihr Auto stehen oder steigen gar ganz um, sinkt die Feinstaubbelastung, wird die Stadt leiser und schöner. Ein kühnes Konzept schlägt vor, in Berlin den ersten überdachten Radweg entlang der U1 zu errichten.
Die Linie U1 in Berlin ist längst zu Berühmtheit gelangt, nicht nur des gleichnamigen Musicals wegen. Vor 120 Jahren war diese Hochbahn eine kühne Innovation. Ebenso kühn klingt die Idee von Unternehmer Martti Mela und Kulturmanager Simon Wöhr, entlang der Linienführung den ersten weitestgehend überdachten Radweg Berlins anzulegen. Ein grüner Gürtel soll es werden und die Lebensqualität in den angrenzenden Kiezen steigern. Es klingt ein wenig utopisch, aber das ist es nicht, auch wenn die Pläne für die sieben vorgesehenen Teilstrecken umfangreiche Maßnahmen, Umdenken und Mut erfordern.
Bauliche Gegebenheiten und vorhandene Verkehrsleitanlagen nutzen und mit modernster Open Source Technologie verbinden, hohe Sicherheit für Radfahrende bieten und Menschen für den Umstieg aufs Fahrrad motivieren, Feinstaubbelastung senken und Impulse für die Stadtentwicklung geben – das alles soll die Radbahn U1 leisten. Als Vorbild gilt den Erfindern die Fahrradstadt Kopenhagen.
2019 entstand aus der Vision der Radbahn das umsetzbare Anschlussprojekt Reallabor Radbahn, das bis 2023 vom Bund und Land Berlin finanziert wird. Die umfangreichen Überlegungen, die dieser Vision vorausgingen, stellte paper planes e.V. 2018 in dem Buch Radbahn Berlin – Zukunftsvisionen für die ökomobile Stadt vor. Die Machbarkeitsstudie wird vom Berliner Senat unterstützt, der sie beauftragt.
Als die Idee noch ganz am Anfang stand, wurde sie mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet. Das war im Jahr 2015 und niemand hätte sagen können, ob sich wirklich genügend Unterstützer*innen und Begeisterte finden würden, ob der Atem lang genug ist, durchzuhalten und weiterzumachen.
